Heiße Szenen gegen „böse Buben“: Per Mannschaftswagen auf die Bühne
Senioren-Sicherheitstheater Königs Wusterhausen e.V. | |
Andreas Pauli | |
Telefon: | 0 33 75/2 70 10 82 |
Website: | www.seniorentheater-lds.de |
Theater mit der Polizei
Stand: Dezember 2020
Immer Theater mit der Polizei! Diese rückt von Königs Wusterhausen aus regelmäßig gleich mit zwei Mannschaftswagen in die Region aus. Darin: Neben den Fahrern gerade mal ein einziger Polizist!
Am Einsatzort gibt es deswegen immer wieder große Verwunderung: Denn statt der gewohnten Blauuniformierten ergießt sich aus den Polizeifahrzeugen eine Seniorenschar! Sie sorgen unter der Leitung des langjährigen Zivilfahnders Andreas Pauli mit ungewöhnlichen Bühnenauftritten für
Abwechslung und viel Spannung.
Sie haben mit ihren humorvollen Darbietungen oft die
Lacher auf ihrer Seite.
Regisseur in Uniform
„Wichtig ist, dass das Publikum mitgeht. Wenn der Text wie eingeübt nicht funktioniert, muss improvisiert werden“, weist der Regisseur in Uniform darauf hin, dass er seinem Dutzend „Schauspielern“ eine Menge abverlangt. Das ganze Theater hat einen ernsten Hintergrund: „Es geht uns darum, in Szenen vorzumachen, wie Verbrecher Senioren mit Betrügereien Geld abnehmen. Dazu gehört der Enkeltrick, es geht um angebliche Handwerker, die an der Haustür oder am Gartenzaun massiv Druck ausüben oder um falsche Polizisten. Dafür sind professionelle Banden
im Einsatz, wo jeder einzelne
seine Funktion hat. Hinter dem oder denen, die sichtbar auftreten, stecken weitere
Spezialisten, die führen, die Gegend observieren oder sichern“, weiß Pauli aus seiner Erfahrung.
Gut vorbereitet
„Die beobachten lange voraus das Umfeld, kennen sämtliche Details. Sie wissen, wer im Haus ein- und ausgeht, erkennen beispielsweise sofort, wenn fremde Personen dazukommen. Ich habe als Zivilfahnder das vielfach selbst
erlebt. Egal wie vorsichtig wir
waren, sobald sich jemand von uns im Haus der als Opfer
ausgesuchten Person befand, trat die Bande den Rückzug an. Da sie gebietsweise operieren, war dann ein Viertel oder ein Ort für einige Zeit von ihnen verschont“, gibt Andreas Pauli Einblick.
Heavy Metal und Motorräder
Der humorvolle Beamte ist
seit mittlerweile 40 Jahren im Polizeidienst. „Ich war erst in Berlin und bin dann nach Brandenburg gewechselt“, erzählt der bekennende Heavy Metal-Fan. In der Freizeit ist er begeisterter Biker. Damit hat er die Ehefrau und sogar den 81-jährigen Schwiegervater angesteckt. Im Urlaub geht
es also auf schweren BMW-Motorrädern „in Familie“ zu attraktiven Zielen in Europa wie gerade soeben in die französischen Alpen rund um das Wintersportparadies Grenoble. „Geblitzt bin ich selten
geworden. Beim Motorrad ist das Kennzeichen ja außerdem nur hinten“, schmunzelt er.
Theater als Rettung?
Als Präventionsbeauftragter der Polizei in Königs Wusterhausen hatte er es früher oft schwer: „Da steht man allein schwitzend vor einem Kreis von Senioren und soll denen Informationen weitergeben, die sie oft wenig interessieren, zumindest, bis sie selbst Opfer werden“, hat er manchmal bei seinen „Auftritten“ erfahren müssen. Selbst der zusätzliche Einsatz einer Combo mit Mitgliedern vom Landespolizeiorchester brachte nicht immer den Durchbruch. Da kam es wie gerufen, als 2017 Susanne Heinrich als Leiterin der Präventionsabteilung euphorisch von einem bundesweiten
Fachkongress mit der Idee im Reisegepäck kam, per Schauspielgruppe die wichtigen Botschaften besonders unterhaltsam zu vermitteln.
Casting mit Senioren
Andreas Pauli war sofort „Feuer und Flamme“. Er rief „zu einem regelrechten Casting“ ins Bürgerhaus beim Fontanecenter auf. „Es meldeten sich etwa 30 Senioren. Davon ist etwas über ein
Dutzend jetzt fest dabei“, gibt er bekannt. „Zu den Terminen können aber immer nur zwölf mitkommen. Mehr Sitzplätze haben die Fahrzeuge nicht. Das führt schon manchmal zu Diskussionen in der Truppe“, gibt er weiteren Einblick.
Das ungewöhnliche Ensemble trifft sich jeden Montag um 13.30 Uhr zum Proben. „Die Stadt stellt uns den Raum und Technik wie
Mikrofone, Lichtanlage und Verstärker kostenlos zur
Verfügung. Der Landkreis unterstützt uns mit einem Zuschuss“, schildert Theaterleiter Pauli weiter.
Auf Anhieb preisgekrönt
Das Engagement trug schnell Früchte: „Wir haben in den drei Jahren etwa 75 Auftritte gehabt. 2018 wurden wir mit dem Präventionspreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet“, freut sich Andreas Pauli über den schnellen
Erfolg.
Die Truppe kann kostenlos von Seniorenklubs, Vereinen, Kommunen oder sozialen Verbänden angefordert werden. „Wir freuen uns, wenn es dann zur Belohnung eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen gibt“, zeigt sich der Impressario mit Handschellen am Hosenbund bescheiden. „Doch meistens will sich das Publikum erkenntlich zeigen und spendet am Ende ein wenig. Das brachte uns bisher immer in ein Dilemma, denn Polizei darf ja logischerweise kein Geld annehmen.“
Deshalb betätigte sich der Theaterleiter jetzt als Vereinsgründer. Er rief den
„Senioren-Sicherheitstheater Königs Wusterhausen e.V.“ ins Leben, mit ihm als Vorsitzendem. Selbst geht er
übrigens eher weniger ins Theater, sondern erholt sich vom Dienst für die Sicherheit seiner Mitbürger am liebsten bei Hardrock-Konzerten!