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Erzählerin mit Leidenschaft: „Ich erzähle, weil ich nicht lesen kann“

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Märchenerzählerin
Ingeborg Olck
Telefon:0 33 75/52 83 46
Website:www.lassteucherzaehlen.de
Foto von Ingeborg Olck, Märchenerzählerin, Königs WusterhausenFoto von Ingeborg Olck, Märchenerzählerin, Königs WusterhausenFoto von Ingeborg Olck, Märchenerzählerin, Königs Wusterhausen

Märchen auf den Lippen

Stand: Dezember 2024

Oft geht es im Märchen darum, das Herz der Prinzessin zu erobern. So auch bei „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ der Gebrüder Grimm.

„Das ist eines meiner Lieblingsmärchen, das ich schon sehr oft erzählt habe. Die Geschichte ist sehr einnehmend und gleichzeitig verführerisch“, sprudelt es aus Ingeborg Olck heraus.
Sie ist mit Leib und Seele Märchenerzählerin und verzaubert damit seit 1996 kleine und große Zuhörer.
Angefangen hat alles damals mit einem Seminar bei Märchenerzählerin Nina Korn.
„Dabei sollten alle Teilnehmer ‚Rumpelstilzchen‘ aus einer anderen Perspektive erzählen, was eine sehr tolle Erfahrung war. Mein Auslöser dazu war, dass ich merkte, dass ich gerne erzähle. Damit möchte ich meine Zuhörer erreichen, ich will sie berühren und eine Spur des Märchens hinterlassen. Ich sage, dass ich nicht lesen kann. Damit meine ich, wenn ich einen Text lese, schweife ich ab und benutze meine eigenen Worte“, berichtet Ingeborg Olck über ihre Darstellungsform. Beruflich war die ehemalige Berlinerin unter anderem eine Zeit lang als Toningenieurin beim Fernsehen in Erfurt tätig. Dort entstand eine Gruppe von fünf Märchenerzählerinnen, mit denen sie gemeinsame Erzählabende, beispielsweise in Gaststätten, zu Jubiläen oder bei verschiedenen Veranstaltungen, durchführte.
„Ein besonderes Ereignis war das Wilhelm-Busch-Jubiläum, zu dem wir ein eigenes ‚Busch‘-Programm auf die Beine stellten“, schwärmt die heute 68-Jährige rückblickend.

Die Region ruft
2009 erfolgte der Umzug nach Zeesen, da sie Oma geworden war und die Sehnsucht nach dem Enkel sehr groß war. Trotz der örtlichen Veränderung knüpfte sie sofort weiter an ihrem Hobby an. Erste Auftritte fanden in einer Gaststätte in Berlin statt. Heute ist sie regelmäßig bei den „Berliner Brandenburgischen Märchentagen“ zu erleben und ist viel in Königs Wusterhausen zu hören. So kann man ihr im Bürgerhaus, am Strandcafé oder in der Bibliothek in Zeesen lauschen. Sehr viel Unterstützung kommt von der Bibliothek in Königs Wusterhausen. Zudem gibt es Veranstaltungen mit dem „Kulturbund Dahme-Spreewald“. Weiterhin hat sie sich dem Verein der Pankower Märchenerzähler angeschlossen, mit dem sie sich regelmäßig austauscht und ebenfalls Auftritte hat. Seit zehn Jahren nimmt sie am „Erzählfest“ des „Runden Tisches der Brandenburger Märchenerzählerinnen“ in Buckow teil, das jedes Jahr unter einem bestimmten Motto steht. 2024 war es der Apfel, zu dem sie zehn Märchen vortrug.

Entsetzen bei den Zuhörern
Besonders gern erzählt sie vor Kindern. Dazu trägt sie ein passendes Outfit, bestehend aus einem Rock mit Pailletten und einem lustigen bunten Hut. „Die Kleinen fiebern immer mit. Wenn eine spannende Szene kommt, hält so mancher junger Zuschauer erschrocken die Luft an. Neulich erzählte ich ein Märchen, in dem der Bär ein Mädchen frisst. Plötzlich hörte ich die entsetzte Stimme eines kleinen Jungen, der laut dazwischenrief, dass der Bär das doch nicht machen kann“, schmunzelt sie über diesen liebenswerten Zwischenfall. Besonders gern hören die Kinder Geschichten, die mit Spannung verbunden sind. Gerne erzählt sie weniger bekannte Geschichten. Aber auch die Klassiker wie „Frau Holle“ oder „Schneewittchen“ sind gefragt. Bei letzterem ist für die Kinder wohl die Szene mit dem vergifteten Apfel sehr präsent.
Überhaupt gibt es oft Situationen, die uns in heutiger Zeit merkwürdig vorkommen. So frisst der Wolf das Rotkäppchen oder in einer anderen Geschichte die sechs Geißlein. Nur eines, das sich in der Wanduhr verstecken kann, bleibt übrig. „Das hört sich erstmal grausam an, aber am Ende kommen immer alle gut weg und der Bösewicht wird bestraft“, berichtet sie von der Aussage und fügt an, dass sie sich viel mit den psychologischen Hintergründen beschäftigt. Allerdings gibt es auch Märchen, die sie nicht mehr erzählt. Darunter fällt „Das Mädchen ohne Hände“. „Dort geht der Vater des Mädchens einen Pakt mit dem Teufel ein. Leidtragende ist die Tochter, der dann die Hände abgehackt werden“, berichtet sie erschüttert und fügt an: „Dieses Märchen berührt mich zu sehr und mir stocken dabei oft die Worte.“
Was sie sich ebenfalls nicht vorstellen kann, sind erotische Märchen, die über ihre Lippen kommen. „Dazu fehlt mir einfach die Fantasie“, lässt sie in ihr Inneres blicken.

Lesen als Leidenschaft
Dafür hat sie parallel noch ein weiteres Betätigungsfeld gefunden. In der Stadtbibliothek in Königs Wusterhausen ist sie eine der ehrenamtlichen Vorleserinnen. Jeweils am Dienstag um 16 Uhr wird dort eine Geschichte für Kinder zwischen vier und sieben Jahren gelesen. Anschließend können sich die Kinder umsehen und eventuell entdecken sie das eine oder andere Buch für sich.
„Ich halte es für sehr wichtig, dass Kinder lesen und sich Geschichten anhören. Es erweitert ihren Wortschatz, fördert den Denkprozess und die Kommunikation. Gerade bei den Märchen wird immer aufgezeigt, wie man zu einer Lösung kommt. Das braucht man auch im täglichen Leben“, gibt sie als Anmerkung.
Jeweils am Ende jeder Veranstaltung gibt es von ihr den Schlusssatz „Ich wünsche euch märchenhafte Träume“ und sie verabschiedet damit ihre Besucher mit dem guten Gefühl, wieder deren Fantasie geweckt zu haben.

Erstellt: 2024