Blick in die Karnevalsgeschichte: 70 Jahre Frohsinn und jetzt Männermangel
Karnevalsgesellschaft Königs Wusterhausen 1954 e.V. | |
Carola Gropp | |
Telefon: | 01 79/1 22 03 37 |
Website: | www.karneval-kw.de |
Ex-Prinzessin als Loreley
Stand: Dezember 2023
Die sagenumwobene Loreley wusste, wie man Männerblicke auf sich zieht. In Königs Wusterhausen wird daran gerade eifrig „gearbeitet“.
Während die bekannte Schönheit auf einem gleichnamigen Felsen im Rhein die Schiffer in den Bann zog, muss das Carola Gropp vom Flachland aus erledigen. Die neue Präsidentin vom traditionsreichen „Karnevalsgesellschaft Königs Wusterhausen 1954 e.V.“ hat sich dieser Aufgabe federführend verschrieben. Die passende Haarfarbe und den nötigen Charme kann sie ohne weiteres vorweisen. Wer würde denken, dass sie Mitarbeiterin im Finanzamt ist: „Ich wollte einen Beruf, wo ich viel unterwegs bin, beispielsweise in
einem Reisebüro oder so. Ich hatte 1990 Abitur gemacht,
also in sehr unsicheren Zeiten. Meiner Mutter kam ein Stellengesuch vom Finanzamt ins Blickfeld. Ich schrieb die liebloseste Bewerbung. Wie könnte es anders sein, ich wurde dennoch sofort genommen.“
Hübsch auf „Männerfang“
Als alleinstehende, aber langjährige Karnevalistin bietet sie optimale Bedingungen für die Rolle einer „Loreley“. Sie beschreibt das Problem so: „Zu unseren sehr beliebten Veranstaltungen gehört jedes Jahr im Januar ein Männertanzturnier. Leider sind uns unsere Tänzer verloren gegangen, sodass wir nun hier der Verein sind, der bei seiner eigenen Veranstaltung mit eigener Vorführung passen muss.“
Weiblich in der Bütt
Ihr zur Seite im engeren Vorstand stehen die hauptberufliche Buchhalterin Loretta Menck und ihr Vater Mathias Menck als Schatzmeister.
Dieser wurde gerade für 30 Jahre Vorstandstätigkeit ausgezeichnet. In die „Bütt“ steigt mit Elke Schiller aber eine Frau.
Dabei fanden sich die Karnevalisten, die kurz vor ihrem runden 70. Jubiläum stehen, wie damals so üblich, auf männliche Initiative zusammen. „Erster Präsident war Paul Battin. Hermann Knocke verfasste die Vereinshymne. Der Refrain davon wird immer noch beim feierlichen Einzug des Prinzenpaars gespielt“, liest Carola Gropp aus der Chronik. „Die ersten Veranstaltungen fanden im ‚Sophienhof‘ in Königs Wusterhausen statt. Schon bald wurden diese nach Wildau ins ‚Volkshaus‘ verlegt. Das ist heute wieder so.“
Heiße Jahre mit viel Erotik
Wie fröhlich und erotisch es oftmals zuging, zeigt sich beim Durchblättern der lückenlosen Fotochronik, die seit dem
Beginn vor nunmehr fast 70 Jahren geführt wird. Besonders die 1970er Jahre scheinen hier viel Freude gebracht zu
haben.
Gar manche der 60 Erwachsenen im Verein erinnern sich noch gut an diese Zeit. Dazu gehört Werner Sehdrum,
der mit 86 Jahren ältester
Karnevalist ist. „Wir haben 20 Kinder ab sechs Jahre“, verweist die immer gut gelaunte Präsidentin, die seit 2020 „im Amt“ ist, darauf, dass der Spaß am Spaß schon sehr früh angehen kann!
Ex-Prinzessin in Aktion
Sie selbst genießt seit 1990 aktiv die „fünfte Jahreszeit“. „Ich habe in der Kindertanzgruppe angefangen. Später trainierte ich die Funkengarde. Anschließend stieg ich in die Fußstapfen von Rita
Jünemann, die nach 25 Jahren nicht mehr als Vorsitzende kandidierte.“
Carola Gropp ist als neue Präsidentin froh, dass sich der Männermangel noch nicht auf die närrischen Hoheiten durchgeschlagen hat: „Hier ist es allerdings ebenfalls schwer, potenzielle Prinzen zu finden, die bereit sind, mit Narrenkappe und buntem Kostüm öffentlich aufzutreten.“
Umso glücklicher ist sie, mit dem Ehepaar Elke Templin und Robert Paul ein diesjähriges Vorzeigepaar gefunden zu haben: „Sie firmieren als Laura I. und Paule I.“, informiert sie. Tipps fürs Prinzenleben kann Carola Gropp aus eigener Erfahrung geben, schließlich war sie selbst als Carola III., begleitet von
Ricardo I., zu sehen.
Im Volkshaus brummt der Bär
Nun bleibt also zu hoffen, dass ihre Ausstrahlung als „Loreley“ erneut für karnevalistischen Auftrieb bei der Männerwelt sorgt. „Unser
70. Jubiläum wollen wir im November 2024 mit einer großen Veranstaltung begehen, zu der viele befreundete Vereine kommen werden. Dabei sollten wir wieder ein gutes Männerballett vorzeigen können.“
Vorher wird es am 3. Februar 2024 den beliebten Kinderfasching am Nachmittag und den Karnevalsball am Abend geben.
„Am 10. Februar 2024 folgen dann ‚Konfetti zum Kaffee‘ und abends der Abschlussball. Da tanzt dann der Bär. Alles findet im ‚Volkshaus Wildau‘ statt“, macht Carola Gropp Geschmack auf mehr, was hoffentlich wieder, wie vor 70 Jahren, die holde Männlichkeit ebenfalls anspricht.